Moskau: jung, wild und im Autofieber

Bescheidenheit ist in Moskau fehl am Platz. Man zeigt was man hat. Frauen wie Männer hüllen sich in feinstes Tuch, tragen grelle Farben, auffällige Schuhe, teuren Schmuck - und fahren protzige SUVs. Das Auto als Nutzfahrzeug hat für die modernen Moskowiter ausgedient, heute bedeuten die vier Räder die Welt. Laurens van den Acker, Mazda Chefdesigner, bezeichnet den russischen Autogeschmack als Mix aus europäischem Schick und protziger US-HipHop-Kultur.

Den Vorlieben der Konsumenten wird Rechnung getragen - auf der Moskau Motorshow. Im Rampenlicht stehen Concept Cars mit exaltiertem Design oder verschwenderische Boliden, die alle Benzinpreis- und Schadstoff-Ängste der westlichen Welt verspotten. Atemberaubend langbeinige Models räkeln sich ums polierte Blech und füttern das HipHop-Klischee.

Moskau verändert sich rasend. Seit dem letzten Mal in 2006 hat sich die Motorshow zum professionellen, aber faden internationalen Einheitsstandard verwandelt. Die Gruselhallen von Lada oder Volga sind hellen Messeständen gewichen. Die ohrenbetäubende Musikbeschallung hat sich zum undefinierbaren Lounge-Gewaber reduziert. Sogar die Hostessen tragen mehr Stoff als früher.

Und draußen auf der Straße? Distanzen messen die Moskowiter nicht mehr in Kilometern sondern in Stunden. Wegen des 24/7-Dauerstaus können 10 km schon mal 2 Stunden dauern. Die Menschen sind gewohnt, in der Schlange zu warten. Zumindest sitzen sie dabei heute kommod - klimatisiert, hinter getönten Scheiben, auf Ledersitzen, in Mazda CX-7, Porsche Cayenne, VW Touareq...

Atemberaubend sind die blanken Zahlen und Fakten zum russischen Autofieber:
  • 3,4 Mio Neuzulassungen in 2008 (vor fünf Jahren waren es bloß 1 Mio) - damit überholt Russland heuer aller Voraussicht nach Deutschland als größter Automarkt Europas
  • Russische Automarken hielten 2003 noch 80 % des Marktes, in diesem Jahr nur mehr 28 %
    Die SUVs haben - hintern den Kompaktautos - den zweithöchsten Marktanteil.
  • Es gibt keine CO2 Steuern, die EURO4-Abgasnorm (in der EU schon längst Pflicht) gilt in Russland erst ab 2010
    Die Russen lieben Sedans (80 % Marktanteil), Automatikgetriebe (33 %), Benziner (95 %) und schwarze Lackierung.
  • Mit 8.000 Verkäufen pro Jahr ist Major der größte Mazda Händler der Welt.